Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Dabei wissen wir auch, dass es eine absolute Sicherheit nicht gibt und auch nicht geben kann. Je höher der Grad an Sicherheit, desto eingeschränkter der Gestaltung- und Handlungsspielraum. Wie kann ich in einem Team trotzdem beides miteinander verknüpfen? Ein genauerer Blick auf Psychlogische Sicherheit soll hier behilflich sein und wesentliche Aufschlüsse anbieten.
Sicherheit oder Sicherheitsgefühl?
Ein ausreichendes und belastbares Sicherheitsgefühl ist der Boden auf dem Menschen wachsen und sich weiterentwickeln können. Das Wort Sicherheit wird oft synonym verwandt, ist aber nicht deckungsgleich. Denn da es wie einleitend beschrieben keine absolute Sicherheit gibt und ein Leben in Freiheit auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite sich oft diametral gegenüberstehen, benötigt ein Mensch zumindest ein stabiles Gefühl von Sicherheit, um den täglichen Herausforderungen des Lebens begegnen zu können. Andernfalls würden wir in jeder Sekunde darüber nachdenken, was alles passieren könnte und ob wir einem anderen Menschen überhaupt vertrauen können. Vertrauen ist in einem Team aber, zumal unter Sicherheitsaspekten, unverzichtbar und die Basis gemeinsamen Handelns.
Sicherheit – Definition:
Sicherheit bezeichnet allgemein den Zustand, der für Individuen, Gemeinschaften sowie andere Lebewesen, Objekte und Systeme frei von unvertretbaren Risiken ist oder als gefahrenfrei angesehen wird.
Sicherheit – Wortherkunft:
Das Wort sicher geht (über mittelhochdeutsch sicher und althochdeutsch sihhur) auf lateinisch sēcūrus „sorglos“ (aus sēd „ohne“ und cūra „Fürsorge“) zurück. Im Mittelalter wurde es (wie im Lateinischen) auch als „schuld- und straffrei“ gedeutet.[2] In der modernen Sprachform erscheint das Abstraktum die Sicherheit.[3]
Wenn ich im Wasser bin und den Grund und Boden unter mir nicht erkennen kann, dann stärkt das nicht unbedingt mein Sicherheitsgefühl. Vergleichbar mit dem Blick auf den Beckenboden eines Schwimmbeckens verhält es sich oft auch mit dem Gefühl von Sicherheit: je mehr ich erkennen und bewußter einordnen und verorten kann, desto sicherer fühle ich mich in der Regel. Ich bekomme durch die mir verfügbaren (optischen) Informationen einen Eindruck vom Ausmaß der zu beherrschenden Umgebung. Um mich sicher und nachhaltig in ihr zu bewegen, ist dies wesentlich.
Was liegt unter der Oberfläche?
Um bei dem Bild vom Schwimmbecken zu bleiben: es gibt dabei die Unterteilung zwischen über und unter der Wasseroberfläche. Das, was ich sehen kann und das, was verborgen ist und ggfs. auch bleibt. Aber selbst wenn ich etwas nicht sehen kann, so kann es doch vorhanden sein. Es geht also auch um die Bewusstmachung von Rahmenbedingungen und Gegebenheiten meiner Umwelt. Ob sichtbar oder nicht, ob bewusst oder unbewusst – die Frage ist: wie gehe ich mit der Situation um?
Wir sprechen also auch von beherrschbaren und weniger bis nicht beherrschbaren Umständen. Dabei geht es aber vor allem auch um das Bewusstsein, dass der Großteil des Geschehens im zwischenmenschlichen Bereich sich unter der (Wasser)Oberfläche abspielt. Ohne dieses Bewusstsein und gezielte Kommunikation kann es für alle Beteiligten zu bösen Überraschungen kommen. Die Aufgabe ist also, so viel wie möglich von dem, was unter der Oberfläche liegt sichtbar zu machen. Doch dazu braucht es neben einem entsprechenden Bewusstsein eben auch eine förderliche Umgebung.
Was bedeutet Psychologische Sicherheit?
In letzter Zeit ist ein Human Factors-Teilgebiet immer mehr in den Vordergrund getreten und wird auch immer mehr als komplexes Gebiet gesehen und gelehrt. Die psychologische Sicherheit. Während sie vor Jahren höchstens als Unterkapitel Erwähnungen fand und häufig belächelt wurde, ist sie, auch aufgrund einiger Vor- und Unfälle ins Bewusstsein der HF Forschung gerückt.
Psychologische Sicherheit besteht in einer Arbeitsatmosphäre, in der Kolleginnen und Kollegen offen sein, Fehler zugeben, Kontra geben und Fragen stellen können – und zwar ohne, dass es negative Konsequenzen für sie hat.
Arbeitsatmosphäre und Sicherheit im Team
Psychologische Sicherheit beschreibt, wie wohl sich Menschen in einem Team oder einer Gruppe fühlen, wenn es darum geht, ihre Meinungen, Bedenken und Fehler zu äußern, ohne Angst vor einschränkenden Konsequenzen zu haben. Gerade wir Deutschen neigen dazu viel und oft zu meckern, wenig zu loben und viel zu kritisieren. Das macht natürlich erst Recht nicht vor der Arbeitwelt halt. Und so trauen sich Viele einfach nicht zu sagen, was gerade falsch läuft und Vorgesetze oder Teammitglieder ermutigen auch nicht dazu. Und das muss sich ändern!
Mitglieder eines Teams müssen wissen, dass sie in ihrer Gruppe sicher sind, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken zu können. Dies fördert eine offene Kommunikationskultur. Nur In einem solchen Umfeld sind Teammitglieder eher bereit, Risiken einzugehen, Fragen zu stellen und ihre Fehler zu teilen. Dies trägt zur Innovationsfähigkeit und Verbesserung des Teams bei. Ein zentrales Element ist das Vertrauen zwischen den Teammitgliedern. Wenn Menschen einander vertrauen, sind sie offener und unterstützen einander.
Vier Quadranten und vier Phasen
Die vier Quadranten der psychologischen Sicherheit sind Inklusionssicherheit, Lernendensicherheit, Mitarbeitersicherheit und Herausforderersicherheit. Kultivieren Führungskräfte psychologische Sicherheit, durchlaufen Teams und Organisationen vier aufeinander folgende Phasen: Zunächst fühlen sich die Menschen einbezogen und akzeptiert, dann fühlen sie sich sicher, um zu lernen, ihren Beitrag zu leisten und schließlich den Status quo infrage zu stellen.
Fehler- und Unternehmenskultur
In einer psychologisch sicheren Umgebung werden Fehler nicht bestraft, sondern als Chancen zum Lernen betrachtet. Dies führt zu einer positiven Fehlerkultur. Und damit am Ende zu besserer Zusammenarbeit, höherer Motivation und – wichtiger als alles andere: es stellt sicher(er), dass Menschen abends wieder zu ihren Familien zurückkehren können, weil sie nicht nach einem Unfall im Krankenhaus liegen.
Um psychologische Sicherheit zu fördern, sollten Führungskräfte ein Umfeld schaffen, in dem offene Kommunikation und Feedback geschätzt werden. Ich kann Beispiele aus der eigenen Erfahrung oder aus bekannten Unternehmen (wie zum Beispiel Google) heranziehen, um zu zeigen, wie Psychologische Sicherheit in der Praxis aussieht und welche positiven Effekte sie hat.
Fazit: Vertrauen wurzelt in Sicherheit
Die gängigen Themen in der modernen und althergebrachten Arbeitswelt wie zum Beispiel Leadership, Teamwork oder Fehlerkultur haben alle enge Bezüge zu Human Factors und Psychologischer Sicherheit. Dies kommt nicht von ungefähr. Denn Menschen können denken und fühlen. Wenn die Gefühle bei der Arbeit permanent dem Verstand untergeordnet werden, entsteht eine Schieflage, die wieder ausbalanciert werden muss.
Selbstverständlich gilt es oftmals einen kühlen Kopf zu bewahren. Das heißt aber weder, dass das Herz kühl bleiben muss, noch, dass der Kopf immer die besseren Antworten hat. Ein vertrauensvolles Miteinander ist dauerhaft nur in einer Arbeitsatmosphäre möglich, in der weder Fehler noch Bedürfnisse unter den Teppich gekehrt oder übergangen werden. Eine offene Kommunikation darüber ist aber letztlich nur auf der Grundlage Psychologischer Sicherheit möglich.
Als Coach ist es meine Aufgabe, das zu ermöglichen zu helfen. Als Auftraggeber ist es Ihre Aufgabe ergebnisoffen in den Coaching-Prozess zu gehen und Ihr Team auf einen Weg dorthin zu führen.
Als Coach ist es meine Aufgabe, eine offene Kommunikation zu ermöglichen. Als Auftraggeber ist es Ihre Aufgabe ergebnisoffen in den Coaching-Prozess zu gehen und Ihr Team auf einen Weg zu führen, der den Bedürfnissen der Teammitglieder gerecht wird.
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